Test: MusucBag (SelkBag)

MusucBag (SelkBag), Wahiba Wüste. Foto: Gerd Jungmann

Einmal im Leben Polarforscher spielen, ohne dabei frieren zu müssen – mit dem SelkBag (früher MusucBag) ist das möglich. Der chilenische Designer Rodrigo Alonso war auf seinen Wanderungen durch die Natur Patagoniens irgendwann so davon genervt, dass ihn sein Schlafsack beim Beobachten des Sternenhimmels immer einengte, dass er sich dachte, das müsste auch anders gehen und kurzerhand seinen Selk’bag entwarf.

Benannt hat er seinen Schlafsack nach den Selk’nam – oder Ona –, einem nomadischen Volk aus dem Süden des amerikanischen Kontinents, das nicht nur erfolgreich von der Jagd leben und den tiefen Temperaturen des südamerikanischen Winters trotzen konnte, sondern das dem Feuerland auch seinen Namen verlieh. Nachts entzündeten die Selk’nam riesige Feuer, die vom Meer aus gesehen werden konnten.

Anders als mit einem normalen Schlafsack, kann man mit dem SelkBag nicht nur liegen und schlafen, sondern auch stehen, sitzen und laufen. Die Bezeichnung „Schlafsack“ trifft auch nicht wirklich den Kern; tatsächlich ist es ein Schlafanzug mit Armen, Beinen und Kapuze. Und der ist gut durchdacht: Zwei lange Reißverschlüsse auf der Vorderseite, die bis zur Hüfte reichen, erleichtern den Einstieg, zwei weitere Reißverschlüsse, deren Öffnungen mit einem Mückennetz geschützt sind, ermöglichen eine Belüftung und damit eine Temperaturregulierung der Beine. An den Armen befinden sich Öffnungen, durch die die Hände nach draußen schlüpfen können. Im Inneren können auf Brusthöhe in einem etwas zu klein geratenen Täschchen Wertsachen aufbewahrt werden. Die Unterseiten der Füße sind mit einer Anti-Rutsch-Sohle ausgestattet, die einen guten sicheren Stand garantieren. Um die Hüfte kann der Anzug mit Klettverschlüssen an den eigenen Körperumfang angepasst werden.

Der hier getestete SelkBag entspricht dem „SelkBag 2010“ mit einem Außen- und Innenmaterial aus Polyester, gefüllt in 2 Lagen zu je 100 g/m² mit Polyester Hohlfaser. Nach der für Schlafsäcke geltenden Norm EN 13537 eignet er sich für folgende Temperaturbereiche: Komfort +7ºC, Limit +2ºC, Extrem –13ºC. Diese Werte sind aber natürlich subjektiv sehr unterschiedlich zu bewerten. Dadurch, dass alle Körperteile in einer eigenen Hülle stecken, ist die Oberfläche des SelkBags sehr groß, weshalb die Auskühlung stärker ist und sich kein so wohlig warmes Wärmepolster wie in einem herkömmlichen Schlafsack entwickeln kann. Bei einer Übernachtung unter freien Himmel in einer lauen April-Nacht in der Wahiba-Wüste im Oman hat der SelkBag mit geöffneten Beinbelüftungen gute Dienste geleistet. Bei einer frühherbstlichen Übernachtung ohne Zelt in unseren Breiten war der Wärmekomfort schon ein wenig eingeschränkt.

In der Größe L (für eine Körpergröße von ca. 170 – 185 cm) ist der SelkBag knapp 2 kg schwer und füllt ein Packmaß von etwa 14 Litern. Ist man bei seinem Campingausflug mit dem Auto unterwegs, ist das kein Thema. Für eine Trekkingtour ist der SelkBag aber deutlich zu groß und zu schwer.

 

Fazit: SelkBag

PRO:

  • Gute Bewegungsfreiheit; beim Schlafen werden Arme und Beine nicht eingeengt
  • Gut durchdachte Ausstattung
  • Gut verarbeitet

KONTRA:

  • Keine optimale Wärmeleistung
  • Großes Packmaß
  • Hohes Gewicht

Der SelkBag ist in drei unterschiedlichen Größen (M, L, XL) und in unterschiedlichen Ausstattungen erhältlich. Neben dem hier vorgestellten „SelkBag 2010“ für 99 € gibt es den etwas leichteren „SelkBag Original“ für 119 € und den „SelkBag Lite“ für wärmere Nächte für 89 €. Zudem sind auch zwei Kindermodelle für 49 € erhältlich. Zu bestellen direkt vom Hersteller unter www.selkbag.eu.

Der getestete MusucBag wurde 2012 für 119 € beim Hersteller gekauft.

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