Ausstellung: Dentro Caravaggio

Caravaggio: Geißelung Christi (1607), Museo Nazionale di Capodimonte. Foto: Lothar Ruttner

Einblicke ins Innere von Caravaggio verspricht die Ausstellung „Dentro Caravaggio“ im Palazzo Reale, dem königlichen Palast von Mailand. Zwanzig Werke des Künstlers hat Kuratorin Rosella Vodret dazu versammelt, die, chronologisch angeordnet, durch das Werk und das Leben von Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio, führen. Die Bilder sind in den Räumlichkeiten des Palastes, die zur Gänze in dunkle Farben gehüllt sind, perfekt präsentiert. Das Licht einzig auf sie konzentriert und so gut ausgerichtet, dass es keinerlei Spiegelungen und Reflexionen gibt und sie so in ihrer gesamten Wucht zur Geltung kommen. Der kostenlose Audioguide, erhältlich in Italienisch und Englisch, ist gut aufbereitet und bietet knappe Informationen zum Inhalt und zur Entstehungsgeschichte der Werke. Diese wird auch in auf den Rückseiten der Stellwände eingelassenen Monitoren thematisiert: Alle Bilder wurden spätestens im Zuge der Ausstellungsvorbereitung mittels Infrarot-Aufnahmen gründlich untersucht. So werden Vorversionen und im Schaffensprozess veränderte Bildkompositionen sichtbar, und Besonderheiten der Maltechnik des Künstlers aufgezeigt. Zusätzlich illustrieren in Glasvitrinen gezeigte historische Dokumente – Listen, Verträge, Polizeiprotokolle – den Lebenslauf Caravaggios. Einziges Manko der Ausstellung ist just der große Erfolg der Ausstellungsmacher. Ruhe für ein konzentrierte Betrachtung der Bilder bleibt ob der Menge an Menschen, die in die Schau strömen, kaum.

Die beiden ersten gezeigten Werke stammen aus der Sammlung Doria Pamphilj in Rom – die Heilige Maria Magdalena und die Ruhe auf der Flucht nach Ägypten – und verkörpern das Frühwerk Caravaggios. Die Grundierung der Bilder ist klassisch hell, und noch nicht dunkel, wie er sie später anlegen wird, um darauf mit helleren Farben zu arbeiten, und die dort erst ihre typische Leuchtkraft entwickeln. Auch, wenn diese Bilder auf den ersten Blick gar nicht so typisch für Caravaggio wirken, so merkt man doch bei eingehender Betrachtung, wie sehr die Lichtführung (stets von rechts oben) und der kühne Bildaufbau schon hier die spätere Meisterschaft vorwegnehmen.

Die Schaffenszeit des bereits mit 39 Jahren verstorbenen Künstlers war mit rund 20 Jahren ausnehmend kurz. Trotzdem, das zeigt die Ausstellung gut, kann man eine starke Entwicklung von seinen frühen Arbeiten der späten 1590er-Jahre, über technisch immer stärker verfeinerte und ausdrucksstärkere Werke – etwa den Heiligen Johannes (aus dem Palazzo Corsini in Rom) von 1606 oder die Geißelung Christi (aus dem Museum Capodimonte in Neapel) von 1607 – bis hin zu seiner Spätphase mit immer gewagteren Pinselstrichen – etwa im auf Malta entstandenen Porträt eines Malteserritters (aus dem Palazzo Pitti in Florenz) von 1608 – erkennen.

Neben Bildern, die man sonst leicht in Rom, Neapel oder Florenz sehen kann, versammelt die Ausstellung auch mehrere schwerer zugängliche Werke, wie den Heiligen Hieronymus in Meditation aus dem Museum von Montserrat, den Heiligen Franziskus aus Hartford, die Heilige Martha und Maria Magdalena aus Detroit, den Heiligen Johannes den Täufer aus Kansas City oder die Heilige Familie mit dem Täuferknaben aus dem Metropolitan Museum New York.

Die aufgezeigte Stringenz in der Entwicklung des Künstlers lässt ein Bild in der Ausstellung besonders vermissen: den letzten Caravaggio, das Martyrium der heiligen Ursula von 1610. Um das zu sehen, muss man ein paar Schritte über den Domplatz und durch die Galleria Vittorio Emanuele II. zur Gallerie d’Italia gehen, wo dieses Bild den Ausgangspunkt der Ausstellung „L’ultimo Caravaggio“ bildet, die sich der Nachwirkung des großen, in Mailand geborenen, Künstlers widmet, dessen Einfluss sich auch nach dessen Tod kaum ein Künstler entziehen konnte.

Die Heilige Ursula, im Besitz der Gallerie d’Italia und sonst im Palazzo Zevallos Stigliano in Neapel untergebracht, entstand in Neapel, kurz vor dem Tod Caravaggios, im Auftrag des genovesischen Kunstsammlers Marco Antonio Doria. Es ist in seinen starken Kontrasten, einer fast schwarz-weißen Anmutung, vielleicht das stilistisch extremste Bild im Schaffen des Künstlers. Ihm gegenübergestellt sind zwei stilistisch völlig unterschiedliche Varianten des selben Themas von Bernard Strozzi und Giulio Cesare Procaccini. Ausgehend von diesen Bilden will die Ausstellung der Frage nachgehen, ob eine italienische Kunst des 17. Jahrhunderts ohne Caravaggio überhaupt denkbar wäre. Diese Frage zu beantworten ist aber müßig, und Antworten muss die Ausstellung schuldig bleiben. Interessant aber doch ist die aufgezeigte Entwicklungslinie, die die Kunst mit Blick auf Caravaggio genommen hat. Die Ausstellung konzentriert sich hierbei auf die drei Städte Neapel, Mailand und Genua. So stehen auf der einen Seite Künstler wie Caracciolo oder Ribera, die den von Caravaggio eingeschlagenen Weg folgen, anderen wie etwas Rubens, Van Dyck oder Procaccini gegenüber, die stilistisch neue Wege gehen.

 

Destination: Palazzo Reale und Gallerie d’Italia, Mailand

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Dentro Caravaggio
Noch bis 28. Januar 2018
Palazzo Reale – Piano Nobile
Piazza Duomo 12, 20122 Mailand

Öffnungszeiten: Mo 13.30–22.30 Uhr, Di, Mi, Sa 9.30–20.00 Uhr, Do–Sa 9.30–22.30 Uhr
Eintritt: 13€ (+2€ VVK-Gebühr)
www.caravaggiomilano.it

L’ultimo Caravaggio – Eredi e nuovi maestri
Noch bis 8. April 2018
Gallerie d’Italia Milano
Piazza della Scala 6, 20121 Mailand

Öffnungszeiten: Di–So 9.30–19.30 Uhr, Do 9.30–22.30 Uhr
Eintritt: 10€ (5€ bei Vorlage einer Eintrittskarte für die Ausstellung Dentro Caravaggio)
www.gallerieditalia.com

 

Destination bereist im Dezember 2017

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